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Zur aktuellen Lage in Bangladesch

Nach einem starken Anstieg der Corona-Infektionen im Juni reagierte die Regierung mit der Schließung aller öffentlichen Ein-richtungen, Schulen, Geschäfte, Banken und Moscheen. Außerdem gab es eine Ausgangssperre von 22 Uhr abends bis 5 Uhr morgens. Der Lockdown zeigte Wirkung: die Infektionszahlen sanken kontinuierlich.

 

Der Preis dafür waren aber Hunger und Verzweiflung bei armen Familien, die aufgrund nun fehlender Arbeit und Einkommensmög-lichkeiten Kleinkredite aufnahmen oder Hab und Gut verkauften, um ihre Familien noch halbwegs satt zu bekommen. Wer nicht kredit-würdig war oder nichts zum Veräußern besaß, musste hungern. Die Lebensmittelhilfe der Regierung war zu wenig und kam zum großen Teil nicht bei den Bedürftigen an. Umfragen von Hilfsorganisationen unter den Armen ergaben, das nur ca. 1/3 der Bedürftigen Zugang zu Lebensmittelhilfen hatte und von denen, die Lebensmittel erhielten, gaben 2/3 an, weniger als 10 Kilo Reis erhalten zu haben. In vielen Familien reichten die staatlichen Lebensmittelhilfen sogar nur für 10 Tage.

 

Sehr schwierig wurde auch die Situation für Menschen, die erkrankten und medizinische Hilfe benötigten. Arztpraxen waren aus Angst vor Ansteckung oftmals geschlossen und in ein Krankenhaus gelangte man nur mit negativem Test, den man aufgrund fehlender Test-möglichkeit nicht bekam oder der nicht bezahlbar war. Schwer Erkrankte wurden nicht mehr behandelt, gebärende Frauen, bei denen Komplikationen auftraten, starben manchmal vor den Krankenhäusern, weil sie nicht hinein gelassen wurden.

 

Angesichts dieser Notlage lockerte die Regierung Ende September schrittweise die Maßnahmen zur Covid-19-Bekämpfung. Heute sind die Geschäfte, Banken, Moscheen und öffentliche Einrichtungen wieder geöffnet, Ausnahmen sind die Schulen. Sie bleiben nach wie vor geschlossen.

 

Heute (Januar 2021) liegt der Neuinfektionswert bei ca.1000 pro Tag (Juni 2010-4000 Neuinfektionen pro Tag). So lauten zumindest die offiziellen Zahlen. Real dürften die Infektionszahlen deutlich höher liegen. Nach wie vor ist das Testaufkommen niedrig. Die Regierung vermeldet bisher 7626 Tote im Zusammenhang mit Corona. Auch diese Angabe erscheint sehr niedrig. Immerhin leben in Bangladesch über 160 Millionen Menschen.

 

Allerdings gibt es Vermutungen, dass die Infektionshäufigkeit in Ländern mit überwiegend junger Bevölkerung niedriger ausfällt, als z.B. in den westlichen Industrienationen mit weitaus älterer Bevölkerung und den daraus resultierenden (Vor-)Erkrankungen.

Eine zweite Corona-Welle erscheint auch in Bangladesch möglich. Die Infektionen nehmen seit November wieder zu. Ein zweiter Lockdown wäre für die Armen katastrophal.

 

Natürlich könnte der Beginn der Impfungen gegen Covid-19 auch in Bangladesch zu einer Entspannung der Lage führen. Aufgrund der bisher nicht ausreichenden Verfügbarkeit der Impfdosen werden sich jedoch die reicheren G-20 Staaten aus den vorhandenen Mitteln zuerst bedienen können, danach sind Entwicklungsländer wie Bangladesch an der Reihe – also etwa Mitte 2021. Bangladesch hat inzwischen China um die Lieferung des dort entwickelten Impfstoffes gebeten – sobald dieser durch die Weltgesundheits-organisation (WHO) akzeptiert worden ist.

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