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Bangladesch – ein junger Staat im Südosten Asiens

 

Bangladesch erlangte die Unabhängigkeit 1971. Ursprünglich war das heutige Bangladesch ein Teil des indischen Bundes-staates Bengalen. Nach dem Ende der englischen Kolonialzeit spaltete sich der vorwiegend von Moslems bewohnte Teil Indiens ab und nannte sich Pakistan. Der Teil des indischen Bundesstaates Bengalen, dessen Bevölkerung ebenfalls vorwiegend mosle-misch war, wurde unter der Bezeichnung Ostpakistan Teil Pakistans, obwohl es vom pakistanischen Kernland durch indische Gebiete getrennt war.

 

Ostpakistan war ärmer als das Kernland Pakistan und sprach eine andere Sprache – Bangla statt Urdu. Ostpakistan besaß zudem eine starke eigene Identität und sah seine Interessen durch die politische Elite im Kernland nicht ausreichend vertreten. Als das Kern-land in Ostpakistan Urdu als einzige Amtssprache einführen wollte, gab es dagegen starke Proteste, die mit Gewalt niedergeschlagen wurden. 1970 erzielte Scheikh Rahman, der politische Führer Ostpakistans – auch aufgrund der hohen Bevölkerungsdichte in Ostpakistan – den Sieg bei den Wahlen in Pakistan. Doch die herrschende politische und militärische Elite des Kernlandes wollte die Macht behalten, erkannte seinen Wahlsieg nicht an und warf ihn ins Gefängnis.

 

Dies führte 1970 zu einem blutigen Bürgerkrieg zwischen Pakistan und Ostpakistan, den Ostpakistan mit der Hilfe Indiens für sich ent-scheiden konnte. 1971 kapitulierte Pakistan und Ostpakistan wurde unabhängig. Der neue Staat nannte sich Bangladesch – das Land der Bangla-Sprechenden. Scheikh Rahman übernahm das Amt des ersten Präsidenten.

Heute ist Bangladesch das am dichtesten besiedelte Land der Welt. Über 160 Millionen Menschen leben auf einer Fläche, die doppelt so groß wie der deutsche Bundesstaat Bayern ist. 88 % der Bevölkerung sind Moslems, 10 % Hindus, 2 % Buddhisten, Christen oder Indigene.

 

Bangladesch ist eine Demokratie mit einem gewählten Parlament, in dem die zwei größten Parteien allerdings von zwei Familien be-herrscht werden. Die jetzige Regierungschefin, Scheikh Hasina , die Tochter des Staatsgründers Scheikh Rahman, ist die Vorsitzende der liberalen Awami-Leage, ihre Widersacherin und Oppositionsführerin, Khaleda Zia, stammt aus der Familie des sechsten Präsidenten des Landes und führt die zweite große Partei Bangladeschs, die konservativere BNP, an. Die Rivalität der beiden Familien und die daraus resultierenden gewaltsamen Auseinandersetzungen und juristischen Winkelzüge führten in der Vergangen-heit oftmals zur politischen und wirtschaftlichen Lähmung des Landes. Unter der Führung Scheikh Hasinas ist die Oppositionspartei größtenteils entmachtet worden. Scheikh Hasina regiert heute faktisch autokratisch. Dem Parlament kommt keine große Bedeutung zu.

 

Die Wirtschaft Bangladeschs ist auf Wachstumskurs (ca. 6 % jährlich) und hat in Teilbereichen Zugang zum globalen Markt gefunden. In der Hauptstadt Dhaka wird dies an modernen Shopping-Malls, prachtvollen Gebäuden und Kliniken mit westlicher Qualität sichtbar. Vom wachsenden Wohnstand in Bangladesch profitieren jedoch am meisten die bereits wohlhabenden 10 % der Bevölkerung und eine kleine, gut ausgebildete Mittelschicht, für die Armen (über 38% der Bevölkerung) sinkt hingegen das Einkommen.

 

Trotz aller wirtschaftlicher Erfolge leidet dieser Teil der Bevölkerung an chronischer Unterernährung, Ausbeutung, Gewalt und besitzt keinen Zugang zu Rechtsmitteln oder zum Gesundheitssystem. Sie besitzen weder Vermögen noch ausreichende Bildung, um am Wirtschaftswachstum teil zu nehmen. Ihre Kinder gehen nicht zur Schule und bleiben Analphabeten. Die Armut wird von Generation zu Generation weiter vererbt. Bildung ist der Schlüssel, um der Armut zu entfliehen.

 

Die Gewalt gegen Frauen in Bangladesch ist hoch, ca. die Hälfte der Bangladescherinnen erlebt in ihrem Leben Gewalt gegen sich. Dazu gehört auch die Zwangsverheiratung. Gleichzeitig entstehen Frauenorganisationen, die sich öffentlich für die Rechte der Frauen einsetzen. Auch hier spielt Bildung eine zentrale Rolle.

 

Die Regierung Bangladeschs investiert in Schulen und Lehrer*innen. Die staatlichen Voraussetzungen sind da, damit die Kinder auf die Schule gehen können. Jedoch ist die Hürde ist für viele zu hoch, sodass Eltern aus Armutsfamilien bei der Beschaffung der Schulausrüstung unterstützt werden müssen.

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